Juli 2019: Neue Empfehlungen zur Malariaprophylaxe durch den Ständigen Ausschuss für Reisemedizin (StAR) der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG). Veröffentlicht in: Flug u Reisemed 2019, 26: 105-132. Die Kriterien für eine Notfall-Stand-by-Therapie (bei geringem oder mittlerem Malariarisiko im Zielgebiet) wurden strenger gefasst. So soll die Tabletteneinnahme nur noch erfolgen:
bei Fieber über 38°C in der Achselhöhle gemessen (früher: über 38,5°C ohne Angabe des Messortes) - UND -
wenn mehr als 6 Tage seit der Einreise in das Malariagebiet vergangen sind (Mindest-Inkubationszeit) - UND -
keine Möglichkeit einer ärztlichen Untersuchung incl. Blut-Mikroskopie innerhalb von 48 Stunden (früher 24 h) besteht.
Die verlängerte Zeitspanne von 48 h soll die unnötige Tabletteneinnahme bei kurzen Fieberschüben anderer Ursache vermeiden. Neu sind auch Detailkarten der weltweiten Malariagebiete (gleicher Link), um noch genauer das aktuelle, örtliche Risiko einzuschätzen.
Juni 2019: FSME bei Kindern und Jugendlichen: doch nicht so harmlos? Bislang galt FSME unter Heranwachsenden in aller Regel als harmlos: Lähmungen sind selten und ein schwerer Dauerschaden eine Rarität. Im Vorschulalter tritt die Krankheit nahezu gar nicht auf. Früher erlitten einzelne Kinder bleibende Defekte, doch quasi nur dann, wenn zuvor (a) Kortison unter der falschen Annahme einer bakteriellen Meningitis oder (b) vermeintlich vor FSME schützende Antikörper gespritzt wurden. So impfen die Schweizer erst ab dem 6. Lebenjahr dagegen. Diese Sätze müssen nun überdacht werden. Prof. Dr. med. Robert Steffen vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin und WHO Collaborating Centre for Travellers’ Health an der Universität Zürich, hat über 103 Studien zum Verlauf von FSME bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen zusammengefasst. (Ticks and Tick-borne Diseases 10 (2019):100-110)
In den Ländern mit mehr als 10 FSME-Fällen/100.000 Einwohner sind unter den Erkrankten 11 - 24% Kinder jünger als 14 Jahre. Bezogen auf die gesamte Europäische Union waren unter den 3953 zwischen 2014 und 2015 Erkrankten 2% Kinder jünger als 6 Jahre (Daten des European Centre for Disease Control).
FSME-Symptome sind bei Kinder meist unspezifisch und milder als bei Erwachsenen:
Phase 1 (1-6, max. 14 Tage): Fieber, Kopfschmerzen, "Erkältung", allgemeines Krankheitsgefühl, in 1/4 aller erkrankten Kinder wird die Phase gar nicht bemerkt. Teils besteht eine Nackensteife: Hier lässt sich das Kinn sich nicht auf die Brust beugen. Anschließend folgt ein beschwerdefreies Intervall von 2 bis 25 Tagen.
Eine Phase 2 findet sich nur in 5 bis 30% der erkrankten Kinder: Hirnhautentzreündung (Meningitis), Zittern der Zunge, Schäfrigkeit, Schwindel, Gang- und Standunsicherheit, Verhaltensänderungen, epileptische Krampfanfälle, Lähmungen im Gesicht oder von Gleidmaßen. Schwere Verläufe sind bei älteren Kindern häufiger. 0 bis 22% werden auf Intensivstationen behandelt. Zwischen 0 bis 10% der neurologischen Ausfälle bleiben dauerhaft bestehen. Allerdings erleiden an Phase 2 erkrankte Erwachsene noch deutlich häufiger dauerhafte Schäden: in 26 bis 46%.
Insgesamt starben in Europa zwischen 2008 und 2012 vier Kinder daran, darunter ein unvollständig geimpftes Kind. Sie waren 11 Jahre alt oder älter. 1983 wurde vom Tod eines Fünfjährigen berichtet.
Neue Beobachtungen: Zwischen 2004 und 2009 haben drei schwedische Studien mittels sensibler neuropsychologischer Tests bei rund 50% der erkrankten KInder monatelange Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen festgestellt, die auch anhand schlechteren Schulnoten objektivierbar waren. Teils wurden Veränderungen der Gehirnströme (EEG) und in der Magnettomographie (MRT) dokumentiert.
Derzeit liegt das Risiko in den deutschen Risikogebieten bei einer (= Minimum in der Definition) bis max. 48 Erkrankungen/100.000/5 Jahren, also 0,2 bis 10 Erkrankungen/100.000/pro Jahr. Durchschnittlich erkranken hierzulande 380 Personen jährlich daran, 2018 waren es aber 583. In Österreich sanken nach Impfkampagnen die Zahlen um rund 90% unter 1/100.000 pro Jahr und steigen seit wenigen Jahren allmählich wieder an - 2018: 154 Erkranke, d. h. 1,7/100.000. In der Schweiz erkrankten bislang 1,5 bis 3 Personen/100.000 pro Jahr. 2018 waren es auch hier mehr: 376 Fälle, d . h. 4,4/100.000. Erklärt werden die steigenden Zahlen mit wärmeren und längeren Sommern, welche den Zecken bessere Lebensbedingungen bieten. Die WHO empfiehlt FSME-Impfung ab dem 1. (-3.) Lebensjahr in Ländern mit mehr 5 Erkrankungen/100.000/Jahr. Robert Steffen regt als Autor der o. g. Übersichtsarbeit an, das offizielle Vorgehen im Schweizer Impfplan (BAG/EKIF), erst ab dem 6. Lebensjahr gegen FSME zu impfen, zu überdenken. In Deutschland rät die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits ab 1. bis 3. Lebensjahr dazu - in Gebieten mit einer FSME-Rate von (vereinfacht) mehr als einer Erkrankung/100.000 Einwohnern/innerhalb von 5 Jahren - die Latte hängt also 25-mal niedriger als in der WHO-Empfehlung. In Blick auf den gut verträglichen europäischen Impfstoff einerseits wie die durchaus erheblichen Folgen einer FSME andererseits ist das nachvollziehbar. Die Krankenkassen tragen oder bezuschussen die Impfung im privaten, die Arbeitgeber im beruflichen Bereich. Drei Impfungen schützen nahezu zu 100% und werden je nach Land alle 3 - 5 Jahre (A, D), bzw. alle 10 Jahre (CH) aufgefrischt.
Juni 2019: WELCHE SONNENCREME? Oxybenzone in fettfreien Gelen können die Haut irritieren, Akne verstärken, hormonelle Wirkungen haben und im Meer die Korallen angreifen (Mitverursacher der „Korallenbleiche“). Octocrylen als Alternative zu Oxybenzonen scheint auch ungesund für Menschen und Korallen zu sein. Der Inselstaat Palau verbietet ab 2020 Octinoxat, Oxybenzon, Octocrylen, Parabene und Triclosan in Sonneschutzmitteln, Hawai ab 2021 Octinoxat und Oxybenzon. Wahrscheinlich ist eine zink- und titanhaltige ("mineralische") Sonnencreme besser: Zinkoxid wird häufig für wasserfeste Mittel verwendet, erkennbar an der weißlichen Farbe nach dem Auftragen. Es wirkt antibakteriell und wird sonst zur Wund- und Aknebehandlung genutzt. Doch in Form von "Nanopartikeln" wird es in den Körper aufgenommen mit bislang nicht absehbaren Folgen - und schädigt ebenfalls die Meereswelt. Das gilt gleichfalls für Titanoxid. Doch einen Sonnenschutz ausschließlich auf dem Boden von Zink- und Titanoxid - ohne Nanopartikel und dem ebenso entbehrlichem Mikroplastik - zu finden, ist gar nicht so einfach. Das Verbraucherportal Utopia hat im Mai 2019 neun empfehlenswerte "mineralische" Bio-Sonnencremes ausfindig gemacht, die alle genannten Kriterien erfüllen. Vier davon wurden auch durch Ökotest im Juni 2019 als gut oder sehr gut befunden: Eco Cosmetics Bio-Sonnenschutz, Eubiona Bio-Sonnencreme, Lavera Sensitiv Sonnencreme und Laboratoires de Biarritz Bio-Sonnenschutz Alga Maris. Für längeres Schnorcheln empfehlen sich ein altes T-Shirt (mäßiger UV-Schutz) oder noch besser Badehemden mit hohem UV-Schutz oder Ganzkörper-Schnorchelanzüge aus Lycra. Letztere dienen zusätzlich als Quallenschutz. Nachtrag: Auch die Stiftung Warentest befasste sich im Juli 2019 mit Sonnencremes ("Erstklassiger Sonnenschutz für unter 3 Euro"), leider ohne ökologische Kriterien zu berücksichtigen - die Begründung: das Umweltbundesamt. "Innerhalb der EU wird geprüft, ob die Daten ausreichen, um die Stoffe auch EU-weit zu verbieten." Und: "Nach unserer Meinung reichen die Daten (bzgl. Octinoxat und Oxybenzon) bislang nicht. Wir klären aktuell, ob wir weitere Studien anfordern." Ja, das wäre zumindest ein schöner Anfang, wissenschaftlich betrachtet. Aber Auf-Nummer-Sicher geht anders: Unter denen von Stiftung Warentest mit "gut" bewerteten Produkten befand sich erneut die unbenkliche Lavera Sensitiv Sonnencreme, die es in vielen Drogerieketten und Naturkostläden für 8 bis 10 Euro (100 ml) zu kaufen gibt. Wo ist das Problem?
April 2019: WARNHINWEISE FÜR CIPROFLOXACIN und andere (Fluor-) Chinolon-Antibiotika, die als Tablette, Infusion oder inhalativ eingesetzt werden. Sie werden auch als Gyrasehemmer bezeichnet. Deren Namen enden in der Regel mit "-floxacin". Ciprofloxacin in Form von Augen- oder Ohrentropfen ist davon nicht berührt. In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) informierten das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm, "Roter-Hand-Brief") bzw. das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BSAG) Ärzte und Apotheker im Oktober 2018 über ein erhöhtes Risiko für das Aussacken und Reißen der Hauptschlagader (Aorta), besonders bei Personen mit Gefäßsklerose, rheumatischen Gefäßerkrankungen, Bindegewebsschwäche (Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom) oder Ältere mit Bluthochdruck. Im April 2019 folgte eine weitere Warnung, die Chinolon-Antibiotika nicht mehr bei harmlosen Infekten oder gar prophylaktisch einzusetzen. Dazu zählen u. a. (1.) Atemwegsinfekte wie: Rachen-, Mandel-, Mittelohr- und Nasennebenhöhlenvereiterungen, eine akute Bronchitis bzw. eine leichte oder mittelschwere, akute Verschlechterung einer COPD ("Raucherlunge", "Blählunge"), (2.) Reisedurchfall sowie (3.) Blasen- oder Harnwegsinfekte. Natürlich sollten (4.) keine Personen mit Chinolonen behandelt werden, die durch sie schon einmal schwere Nebenwirkungen erlitten haben. Neben dem oben genannten Reißen der Hauptschlagader sind dies Sehnen- und Muskelrisse, Sehnen-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen, allgemeines Schwächegefühl, Vergesslichkeit, Taubheitsgefühl sowie Seh-, Hör-, Geruchs- und Geschmacksstörungen. Bei schweren Infektionen sollte geprüft werden, ob nicht andere Antibiotika besser wären, d. h. bei Gallengangs- oder Dickdarmentzündungen, Cholera, Ruhr, Typhus und Nierenbeckenvereiterungen. Nachtrag Oktober 2020: ein dritter "Roter-Hand-Brief" warnt vor Undichtigkeit von Herzklappen ("Insuffizienz") nach Einnahme von Chinolonen.
April 2019: PFADI-HELPLINE (Nur für Mitglieder der Pfadibewegung Schweiz; PBS). Die Notfallnummer für´s Ausland ändert sich. Ab Mitte Mai 2019 wird die Nummer +41 580 588 899 gültig sein. Die Notfallnummer für Anrufe aus der Schweiz selbst bleibt gleich: 0800 22 36 39. Alle Angaben ohne Gewähr. Siehe auch: Sarasani Nr. 39 auf S. 10-11.
März 2019: NEUE FSME-RISIKOGEBIETE in Deutschland und in der Schweiz. Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) haben im Februar 2019 nun die gesamte Schweiz bis auf Genf und das Tessin wegen steigender Erkrankungszahlen zum Risikogebiet für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erklärt. In Deutschland hat das Robert Koch Institut (RKI) - entsprechend den Daten aus 2018 - fünf weitere Landkreise neu als FSME-Risikogebiete klassifiziert: die Landkreise Emsland, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg a. Lech und der Stadtkreis Kaufbeuren, auf dieser Übersichtskarte sind alle deutschen Risikogebiete verzeichnet. Die Ständige Impfkommision (STIKO) empfiehlt die Impfung allen Personen, die in FSME-Risikogebieten draußen Kontakt mit Zecken haben könnten, auch Touristen. Im langjährigen MIttel treten in Deutschland 380 FSME-Erkrankungen jährlich auf, vorwiegend in Süddeutschland. Als Risikogebiet gilt in Deutschland (vereinfacht) ein Land- oder Stadtkreis, wenn im Zeitraum seit 2002, (1.) bezogen auf fünf aufeinanderfolgende Jahre, (2.) mehr als eine Person pro 100.000 Einwohner erkrankt - oder (3.) diese Häufigkeit im Zusammenschluß mit den angrenzenden Landkreisen erreicht wird. (Die bakteriell bedingte Borreliose ist wesentlich häufiger: hier ereignen sich in Deutschland geschätzt 80.000 bis 215.000 Erkrankungen jedes Jahr - zumeist die leicht erkennbare und gut behandelbare Wanderröte.) Weitere FSME-Risikogebiete sind Elsass-Lothringen, einzelne Landstriche in Holland und Norditalien, Österreich, Slowenien, Südschweden, Osteuropa (besonders die baltischen Staaten, Tschechien, Slowakei, Ungarn) und Russland bis nach Nordjapan.